Humanija

Barbara Scheck

Humanija

Ein (regionaler) Messebesuch lohnt sich immer! Und so entdeckte ich eine für mich neue Autorin, die mutig ein heißes Eisen anfaßt und nicht nur leise Kritik übt, sondern interessante
Visionen entwickelt.
Schon seit längerer Zeit wird ein Thema heftig kontrovers diskutiert: das bedingungslose Einkommen. Die Gegner schmettern gern das Thema ab mit der Begründung, daß es nicht bezahlbar wäre oder – wir eine Generation der Faulenzer heranziehen würden. (Wobei ich mich ehrlich frage, was derzeit bei uns läuft?!)
Mit dem Buch „Humanija“ nun startet Senta Meyer den Versuch eines Modells eines bargeldlosen Systems. Interessanterweise läßt sie eine amerikanische Familie ein neues Heim finden, die zunächst eine 14-tägige Quarantäne hinter sich bringen muß, was für Mann und Kinder zum wachsenden Problem wird, da es keinerlei Verbindung nach draußen gibt: kein Handy, kein Telefon, keinen Fernseher. Es baut sich die Befürchtung auf, in die Fänge einer Sekte geraten zu sein. So durchlaufen die Beteiligten viele unterschiedliche Ängste und Sorgen, bis sie beginnen, Vertrauen zu den Bewohnern aufzubauen und zunehmend Gefallen an dem Geschehen um sie herum zu finden. An seine Grenzen kommt der Familienvater, als er glaubt, daß sie von vorn bis hinten belogen werden. Viele Errungenschaften, so ist er der Meinung, müßten doch – nach bisherigen Vorstellungen – in der alten Welt ein Vermögen bringen, aber hier soll alles „einfach so“ jedem zur Verfügung stehen? Als er dann nachts aufwacht mit dem Gedanken, sie seien lediglich lebende Organspender, die man hierher in diese „neue Welt“ gelockt hatte, scheint eine Welt in ihm zusammenzubrechen. Wie man also feststellen kann, handelt es sich um ein Buch mit Spannung und brisanten
Themen, die zeigen, womit sich der heutige Mensch „herumschlägt“, andererseits aber versucht, Lösungen zu entwickeln. Der Leser hat nun die Chance, sich darauf einzulassen und die Visionen seinerseits weiterzuspinnen. Argumente dagegen lassen sich schon finden, wie es z.B. John in unserem Roman tut, bis er eines besseren belehrt wird. Natürlich wird man sich beim Lesen viele Fragen stellen, aber das macht dieses Buch ja so interessant. Wer sich darauf einläßt, sieht sprichwörtlich ein Licht am Ende des Tunnels. Und darauf kommt es letztendlich an!

Humanija
Senta Meyer
Guilty Verlag
Taschenbuch, 436 Seiten
ISBN 9783948479077