Der Poet mit dem gebrochenen Flügel

Andreas H. Buchwald

Der Poet mit dem gebrochenen Flügel

In einem gewissen Sinn spürt man beim Lesen, daß er selbst DER KLEINE PRINZ war, der französische Pilot und Schriftsteller Antoine de St.Exupéry. Sein Leben – oder besser: die zweite Hälfte seines Lebens – nachzuzeichnen, mag möglicherweise nicht die dankbarste Aufgabe gewesen sein, die sich Gabrielle C. J. Couillez gestellt hat. Indessen hat sie sie grandios bewältigt und nicht nur sehr flüssig wie auch mit großer innerer Anteilnahme die unzähligen Aufs und Abs der schwierigen Ehe des berühmten und weltweit bewunderten Mannes beschrieben, sondern auch immer wieder Bezug auf die geopolitischen und kulturellen Entwicklungen jener Zeit genommen, ohne die eine solche Biografie nicht nachvollziehbar gewesen wäre.
Wer nun allerdings in Bücher wie DER KLEINE PRINZ oder WIND, SAND UND STERNE verliebt war oder noch ist, wird einigermaßen erschüttert sein, zu erfahren, daß ihr Verfasser, was dessen eigenes Leben betrifft, keineswegs einer der großen Weisen dieser Welt war, sondern weit eher ein launisches Kind, welches vom Zustand des „himmelhoch jauchzend“ nur zu schnell in „zu Tode betrübt“ wechselte und sich von der fatalen, förmlich seelenzerfressenden Abhängigkeit von seiner Frau Consuelo (die ihrerseits so ähnlich für ihn empfand) bis zuletzt nicht hat lösen können. Die Freundschaft zu dem ebenso berühmten André Gide half ihm eben nicht, tatsächlich zu den neuen Ufern vorzudringen, von denen er träumte. Die Idee wird keine Lebenswirklichkeit, und das Festhaltende bleibt stärker als die Sehnsucht. All das wird im Roman teils spannend, teils unterhaltend – und offensichtlich gut recherchiert – geschildert, so daß man, was die typografische Ausführung betrifft, großzügig auch über einige Schwächen hinwegsehen kann. Wem die Beziehung Deutschlands zu Frankreich und umgekehrt etwas bedeutet, wer deshalb französische Literatur insgesamt mag, dem sei dieser Roman wärmstens empfohlen.


Der Poet mit dem gebrochenen Flügel
Gabrielle C. J. Couillez
1. Aufl. BoD, 500 S.
ISBN 978-3-7347-5073-1