KÄUZIN

Andreas H. Buchwald

KÄUZIN

Man lasse sich bitte nicht von dem seltsamen Titel in die Irre führen, denn der „transzendierende Roman“ KÄUZIN kann ganz und gar nicht mit der Unsitte des Genderns in Verbindung gebracht werden, sondern ist in mehr als einer Hinsicht ungewöhnlich. Und er setzt etwas voraus, was in der heutigen Zeit keinesfalls mehr selbstverständlich ist: daß seine Leser Freude an Tradition empfinden, an Klassischem, speziell klassischer Literatur. Die Protagonisten der zum größten Teil in Italien handelnden Geschichte sprechen in Reimen miteinander! Und zwar in sehr geschickt geschliffenen Reimen, beispielsweise à la Goethe und Schiller.
Einige Bereiche des Romans gemahnen nicht nur im Versmaß, sondern auch in ihrer gesamten Struktur an den FAUST, andere rufen wiederum Assoziationen zu Schillers BÜRGSCHAFT hervor. Und ein besonderes Einschub-Kapitel greift sogar die altgriechische Dichtung auf.
Trotzdem ist das alles gerade nicht verstaubt, nicht überholt, nostalgisch oder einem einseitigen Geschichtsblick verfallen. Im Zentrum der Handlung steht die verwirrende Suche junger Menschen nach Lebenssinn und -erfüllung inmitten einer Welt erbarmungslos um sich greifender Dekadenz.
Auf einzigartige Weise gelingt es dem Autor somit, die klassischen und im besten Sinne des Wortes schönen Ausdrucksweisen mit den brisanten Themen unserer Zeit (z. B. der Unzuverlässigkeit „öffentlich-rechtlicher“ Medien) zu verbinden. Allen Liebhabern klassischer deutscher Dichtung sei daher Robert Richters Werk wärmstens empfohlen, wobei auch Leser, die ein Faible für Philosophie und Spiritualität haben, sich an ihm erfreuen dürften. Und vielleicht fühlt sich mancher überhaupt erst dazu angeregt, einmal nach einigen Kostbarkeiten vergangener Jahrhunderte zu graben.

KÄUZIN
Robert Richter
AndreBuchVerlag, Softcover, 256 S.
ISBN 978-3-949143-07-6